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Richard Long

The Music of Stones

19.9.-28.11.2004

Richard Longs Land Art Projekte nutzen eine schlichte, universale, nicht zuletzt archaische Sprache. Sie markieren Wege und Orte, sie scheiden den Ort von der Umgebung des Ortes. In den entlegenen Landschaften, die Long auf seinen nomadischen Reisen durchwandert, gibt es keine Orte sondern meist nur ort- und weglose Gegenden. Die Markierung von Orten durch Arrangements von Steinen diente Menschen aller Zeiten und Kulturen dazu, Landmarken zu setzen, Grenzen zu ziehen, sowie heilige von profanen Orten zu unterscheiden. Der Form des Kreises kommt dabei eine besondere Bedeutung zu.

Mitte und Peripherie sind Grundkonstanten der Art und Weise, wie Menschen die Welt erfahren. Bei der Gründung von Dörfern oder Städten beispielsweise spielt die Axis Mundi, die Mitte der Erfahrungswelt einer Gruppe von Individuen eine besondere Rolle als Verbindung zwischen den irdischen und den überirdischen Sphären. Bei einer solchen Weltachse konnte es sich um einen simplen Stab handeln, den jemand, ein mythischer Ahne beispielsweise, an exponierter Stelle in den Boden rammte, um einen heiligen Berg, einen besonderen Baum oder eine andere herausragende oder magische Erscheinung. Nicht selten finden sich noch nach Jahrhunderte oder Jahrtausende an solchen Orten Tempel, Kirchen oder sonstige Versammlungsstätten. Noch bis in jüngste Zeit galt, dass kein anderes Gebäude einer Stadt diese architektonische Achse zwischen Oben und Unten überragen durfte, um so die Bedeutung der Verbindung des Irdischen mit dem Göttlichen, der Macht des Religiösen und damit auch deren Vertreter zu manifestieren. Um die Axis Mundi herum erstreckte sich der Weltkreis, die bekannte Zone, jenseits derer die Zone des Unbekannten, Bedrohlichen und Dämonischen gedacht wurde. Diese Zone entsprach, je nach technologischem oder kulturellem Entwicklungsstand, dem jeweilen Aktionsradius der Individuen einer Kultur. Im späten Mittelalter formulierte Giordano Bruno die These, dass Gott selbst ein Kreis sei, dessen Zentrum überall und dessen Peripherie nirgendwo ist.

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Diashow (4 Bilder)

Synagoge Stommeln, Richard Long, Installationsansicht, Foto Werner J. Hannappel

Richard Long, The Music of Stones