Der 1939 geborene Franz Erhard Walther ist eine der Schlüsselfiguren der Gegenwartskunst. Als Pionier einer prozessorientierten, partizipatorischen Kunst hat er wie kaum ein anderer Künstler die Definition, was Skulptur sein kann, nachhaltig verändert. Mit seinen textilen Handlungs- und Kommunikationsobjekten hat er seit den 60er Jahren das traditionelle Verhältnis von Künstler, Werk und Betrachter revolutioniert.
Der Betrachter soll aus seiner passiven Haltung heraustreten und zu einer intellektuellen, emotionalen oder auch körperlichen Auseinandersetzung mit den Werken angeregt werden. Der Betrachter erst vollendet das Werk durch seine reale oder zumindest imaginierte Handlung.
In der Synagoge zeigt Walther seine Arbeit Zwei Körperformen GELB, lebensgroße Dreiecke aus Stoff, deren unregelmäßige Aussparungen der menschlicher Silhouette entsprechen. Das auf Partizipation angelegte Werk wird bei der Eröffnung und bei weiteren Terminen durch Performer und Performerinnen aktiviert. Während der Ausstellungszeit sind die Besucher eingeladen, näher zu treten, mit dem eigenen Körper die Aussparungen zumindest gedanklich zu ergänzen und somit nicht nur Teil des Werks zu werden, sondern darüber hinaus die Beziehung zwischen Körper und Raum nachzuvollziehen.
Franz Erhard Walther stellte 1969 im New Yorker Museum of Modern Art aus, im gleichen Jahr nahm er teill an der llegendären Ausstellung von Harald Szeemann, When Attitudes become Form. Er war Teilnehmer der documenta 5 (11972), 6 (77), 7 (82) und 8 (87). Er zeigte seine Werke unter anderem in der Dia:Beacon, New York (2010), in der Hamburger Kunsthalle und der Reina Sofia, Madrid (2017).