Um die Synagoge zu betreten, war es notwendig, eine Atemschutzmaske zu tragen. Vor dem Eingang zu dem ansonsten leeren Ausstellungsraum gab es eine Kontrolle, eine Art Schleusensituation, während der jeder Einzelne über die Sicherheitsvorkehrungen und Verhaltenregeln aufgeklärt wurde, denen er Folge zu leisten hatte, um eine gesundheitliche Gefährdung auszuschließen. Der Zugang in die Synagoge selbst war während der Aktionen nur jeweils einzelnen Besuchern oder Besucherinnen erlaubt. Sierra bezweifelte, dass jemand den Raum tatsächlich betreten würde, dass überhaupt jemand den Versuch wagen würde, aus welcher Motivation heraus auch immer.
Der Tod ist der Erfahrung des Einzelnen nach immer der Tod der anderen, wird aber erst in letzter Konsequenz in der Möglichkeit und Nähe des eigenen Todes evident. Darin liegt für Sierra zum einen eine wichtige Grundlage für die Fähigkeit des Menschen zur Empathie, aber auch zum anderen für die Gleichgültigkeit und Trägheit, mit der wir der Not von Menschen begegnen, die nicht unserem direkten Lebensumfeld angehören.