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Sol LeWitt

Lost Voices

13.3. – 29.5.2005
Am Anfang stand ein geschriebenes und gezeichnetes Konzept, das keinen Zweifel über die hier intendierte Arbeit zuließ. Dazwischen die Ausführung, welche die sprachlich ausformulierte und zu Papier gebrachte Idee räumlich-physisch konkretisierte. Und am Ende gibt es die Betrachter, die das Werk erfassen, mit ihren Sinnen aufnehmen, verstehen und natürlich auch subjektiv interpretieren. Somit spielen die Empfindungen, Gedanken und letztlich die physische Anwesenheit der sich auf die Arbeit einlassenden Menschen eine wichtige Rolle. Wir, die Betrachter werden zu Beteiligten, zu Teilhabern einer in ihrem Ende offenen ästhetischen Erfahrung. Unerkennbar bedient sich Sol LeWitt in seiner Arbeit eines reduzierten, geometrischen Formenvokabulars, das er und andere amerikanische Künstlerkollegen schon in den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts für ihre „Primary Structures“ auf unterschiedliche Weise einsetzen konnten. Die Haltung, die er  einnimmt, macht ihn aber von Anfang an unverwechselbar. Wenn man Sol LeWitt wegen dieser grundlegenden Formensprache mit seinen Kollegen Donald Judd, Robert Morris und Carl Andre vergleichen will, dann muss man feststellen, dass es ihm niemals allein um eine unmittelbare und zur Erkenntnis befähigende Anschauung geht, (etwa im Sinne Frank Stellas: „what you see is what you see“)  sondern immer (auch) um ein Konzept, das sich bisweilen einer direkten Anschauung entzieht. Für LeWitt hat ein Werk nicht allein die Aufgabe, sinnliche Erlebnisse hervorzurufen, sondern es steht immer zeichenhaft für ein Konzept, das nicht auf Anhieb evident sein muss. Im Falle seiner nunmehr vierzig Jahre zurückliegenden „Serial Projects ABCD“ wird dies an einigen Arbeiten nachhaltig erfahrbar. Man stelle sich eine Präsentation von würfelförmigen Objekten vor, die eben nicht alles zeigt, was vorhanden ist, sondern bei dem Betrachter die Chance gibt, durch Begreifen des Konzeptes, durch ein genaues Abwägen von Sehen und Denken herauszufinden, dass sich unter bestimmten Formen wiederum andere kleinere Formen „verbergen“ (müssen), deren Existenz schließlich zum Verständnis des Werkes unabdingbar ist.

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Diashow (3 Bilder)

Synagoge Stommeln, Sol LeWitt, Installationsansicht, Foto Werner J. Hannappel

Sol LeWitt, Lost Voices