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Giuseppe Penone

Respirare l ombra 2000

8.10.-10.12.2000

Zwar verneint Penone jegliche kulturelle oder ethische Konnotation, jedoch sind die existenziellen Prinzipien, auf die er sich bezieht, derart grundlegend und im kollektiven Unbewussten verschiedenster Kulturen verwurzelt, dass zwangsläufig ein Themenfeld eröffnet wird, das von den Vorstellungen verschiedener Mythen oder religiöser Metaphern bis hin zu esoterischen oder auch ökologischen Überlegungen und Mahnungen der Gegenwart reicht. Der Mensch als Teil der Schöpfung, als Ergebnis ein und derselben Evolution, ist - wie alles Existierende zumindest auf dieser Kugel - den selben physikalischen Bedingungen ausgesetzt, so dass strukturelle Ähnlichkeiten zwangsläufig auftreten müssen. 

Ist der Mensch Teil der Natur? Ein Teil der Menschheit unterscheidet zwischen Kultur und Natur, obwohl die menschliche Kultur von einer höheren Warte aus als Teil der Natur gesehen werden kann. Darauf verweist nicht zuletzt die Anwesenheit des Körpers (der mit uns identisch ist) und dessen nicht aufzulösende und existenziell notwendige Verflechtung in die globalen ökologischen Prozesse. Bleibt vielleicht das Wort, der wesentlichste (Daten-) Träger des Kulturellen, als Hoffnung und Indiz für eine hervorgehobene Position des Menschen in dem Ganzen, als Basis für die Vorstellung der Trennung von Natur und Kultur. Das Wort, dieses geformte Ausatmen, verdichtet sich zum Gebet an ein Vorstellungsobjekt, das in jeder Weise unnatürlich ist, weil es Schöpfer des Natürlichen und Kulturellen ist, falls man einen Schöpfergott als Axiom annehmen möchte. Der Gebetsraum ist ein zentraler Ort solcher und ähnlicher Vorstellungen. So tritt die Installation Penones in lockeren Dialog mit der ehemaligen Synagoge und verweist damit unaufdringlich auf die Herkunftsgleichheit und Seinsähnlichkeit alles Lebendigen und vielleicht auch auf die Vermessenheit, auf Grund unterschiedlicher Begehrlichkeiten oder Vorstellungskonstrukte das Leben des Anderen oder Andersartigen zu diskriminieren oder gar zu vernichten.

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Giuseppe Penone, Respirare l

Giuseppe Penone, Respirare l'Ombra