Horn erzeugt eine Stimmung nahezu feierlicher Ergriffenheit, wobei die Schönheit ihrer Installation geradewegs betört. Die Lichtreflexe auf dem Blattgold des Stabes verleihen ihm die Immaterialität eines Strahls. Das Schreiben und Verlöschen der Zeichen im Wasser, begleitet vom Klagen der Violine, setzt die Dialektik von Erinnern und Vergessen, Sichtbarem und Unsichtbarem, Bewußtem und Unbewußtem, Ewigkeit und Vergänglichkeit auf eine tiefgründige, stark berührende Weise ins Bild. Immer spielt Rebecca Horn mit großen Gefühlen, aber sie tut es stets mit mal melancholischer, mal druchtriebener Ironie, die an Grausamkeiten grenzen kann. Wie in allen ihren Arbeiten steckt auch in der Stommelner Installation absurder Witz. Das Pathos ihrer Symbolik unterläuft Horn durch die kühle Ästhetik der durchschaubaren Mechanik und durch stetige Wiederholungen. Das Laufwerk der Maschine ist unüberhörbar präsent, plötzlich bricht die Violine ächzend ab wie eine nur halb aufgezogene Spieluhr. Da klopft einem sprichwörtlich der alte Heine auf die Schulter: „Mein Fräulein sein sie munter, das ist ein altes Stück…“. […]
Christel Wester