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Maria Nordman

Markt Stommeln

12.5. – 30.6. 1996
nur Flächen; wären es doch richtige Installationen, die einen Raum tatsächlich besetzen. Und warum hat Maria Nordman nicht, wie es doch wohl ihre Aufgabe war, etwas in die Synagoge installiert?

Nun, diese Arbeiten sind tatsächlich nicht spektakulär und sie sind überhaupt nicht mythisch. Aber sie bringen auf ihre unspektakuläre, eigentlich ganz selbstverständliche Art – das behaupte ich jetzt – eine neue, völlig ungewohnte Art der sinnlichen Einstellung und sogar des Denkens hervor. Die Kunstwerke, die ja für das Sehen gemacht sind, die sich durch ihre Sichtbarkeit mitteilen, diese Kunstwerke zeigen bei Maria Nordman nie nur ihre Oberfläche, ihre dem Blick zugewandte Vorderseite. Bei den stehenden, herausziehbaren Zeichnungen hier in Stommeln ist es sofort klar: Wir sehen sie an, und wir sehen zugleich hindurch. Es klingt ganz einfach, aber es ist revolutionär, es ist ganz radikal: Es gibt nichts, was nur anschaubar wäre. Was wir ansehen können, ist immer zugleich durchschaubar; das Werk macht etwa auch seine eigene Materialität bewusst, indem es eine Art Transparenz hat. Wir können hindurchsehen, aber sehr deutlich auch: es anschauen. Und es macht den Raum dahinter bewusst – und damit auch den Raum davor, zwischen mir und dem Werk. Indem ich im Werk, das ich anschaue, den Raum dahinter mitsehe oder zumindest ahne, kann ich das Werk nicht mehr vom Raum trennen. Ich sehe das Licht davor, das sich etwa auch auf dem Stahl reflektiert, und das Licht dahinter, durch die Löcher und die halb transparente Glasscheibe hindurch – und ich sehe, dass das Licht überhaupt die Vorbedingung dafür ist, dass ich das Werk sehe. Bei einem Gemälde oder einer Skulptur sehe ich nur seine Oberfläche; hier wird die Oberfläche des Werkes zur Kontaktstelle mit dem Licht und dem Raum, die es umgeben.

Darin, in dieser einfachen, aber radikal durchgehaltenen sinnlichen Erfahrung, dass die Vorderseite, die Ansichtsseite, keine Grenze oder Oberfläche darstellt, sondern dass sie sozusagen zur Membran einer sinnlich erfahrbaren Kontinuität wird, darin liegt das radikal neue Denken, das durch diese Werke hervorgerufen wird. Wir wissen das natürlich, dass es etwa naturwissenschaftlich gesehen eigentlich keinen

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Diashow (3 Bilder)

Maria Nordman, Markt Stommeln, Ausstellungsansicht, Foto Nordman

Maria Nordman, Markt Stommeln