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Santiago Sierra

245m3

12.3.2006
Man benötigt nicht viel Phantasie, um sich vorzustellen, welchen Aufruhr und welche Empörung 2006 nun diese Arbeit Santiago Sierras auslöste: Ein Künstler leitet Autoabgase in eine jüdische Gedenkstätte, in ein ehemaliges jüdisches Gotteshaus und das mitten in Deutschland! Sierra selbst hatte sich im Vorfeld weder mit Vertretern jüdischer noch christlicher oder politischer Organisationen in Verbindung gesetzt. Das Kunstwerk selbst sollte Konfrontation, und wenn möglich Dialog und Diskurs erzeugen.

Um die Synagoge zu betreten, war es notwendig, eine Atemschutzmaske zu tragen. Vor dem Eingang zu dem ansonsten leeren Ausstellungsraum gab es eine Kontrolle, eine Art Schleusensituation, während der jeder Einzelne über die Sicherheitsvorkehrungen und Verhaltenregeln aufgeklärt wurde, denen er Folge zu leisten hatte, um eine gesundheitliche Gefährdung auszuschließen. Der Zugang in die Synagoge selbst war während der Aktionen nur jeweils einzelnen Besuchern oder Besucherinnen erlaubt. Sierra bezweifelte, dass jemand den Raum tatsächlich betreten würde, dass überhaupt jemand den Versuch wagen würde, aus welcher Motivation heraus auch immer.

Der Tod ist der Erfahrung des Einzelnen nach immer der Tod der anderen, wird aber erst in letzter Konsequenz in der Möglichkeit und Nähe des eigenen Todes evident. Darin liegt für Sierra zum einen eine wichtige Grundlage für die Fähigkeit des Menschen zur Empathie, aber auch zum anderen für die Gleichgültigkeit und Trägheit, mit der wir der Not von Menschen begegnen, die nicht unserem direkten Lebensumfeld angehören.

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Diashow (4 Bilder)

Dokumentation des Projekts von Santiago Sierra, Foto Sierra

Santiago Sierra, 245m³, Dokumentation